Göttin. Mutter. Madonna. Weibliche Trinität

In dieser Meditation von Rudolf Steiner wird die Göttliche Mutter als ein lebendiges, fühlendes Wesen verstanden, das der geistige Ursprung aller Dinge ist. Hier spricht sie in ihren eigenen Worten zur Menschheit:

Nah’st du mir mit wahrer Wissenssehnsucht,
So will ich bei dir sein.
Ich bin der Keim und der Quell deiner sichtbaren Welt,
Ich bin die Summe des Lichtes, in dem du seelisch lebest,
Ich bin des Raumes Beherrscherin,
Ich bin der Zeitenzyklen Erzeugerin,
Mir gehorchen Feuer, Luft, Licht, Wasser und Erde.
Empfinde mich als alles Stoffes unstofflichen Ursprung
Und weil ich auf Erden ohne Gemahl bin, so
Nenne mich „Maja“

(GA 265, S. 227)

In dieser letzten Zeile haben wir den Bezug zu der Tatsache, dass wir, so lange wir die Erde nicht als lebendiges Wesen sehen, in Maya, Illusion leben und dass wir durchs Erwachen zur Erde als einem lebendigen Wesen wahre Gefährten der Göttlichen Mutter werden. Diese Meditation weist auf die Mutter als der Herrscherin des Raumes, Schöpferin der Zeitenkreise hin: es bestätigt, dass wir von der Mutter im Ozean des Lichtes erhalten werden und dass alle Elemente der Natur – Feuer, Luft, Wasser und Erde – ihr gehorchen. Diese Meditation kann uns zum Erwachen für die Weite und Majestät der Göttlichen Mutter führen. Ich empfehle, diese Worte täglich zu meditieren und sie zu einer Quelle der Inspiration unseres täglichen Lebens werden zu lassen.

Bei der Generalversammlung der neugegründeten Anthroposophischen Gesellschaft in Berlin am 3. Februar 1913 hielt Rudolf Steiner einen Vortrag mit dem Titel „Das Wesen der Anthroposophie“, in dem er beschrieb, wie sich die Sophia, die göttliche Weisheit, mit der Menschheit vereinigt habe und wie sie sich im Laufe der Menschheitsentwicklung wieder lösen müsse, um objektiv vor ihr als Anthroposophie zu erscheinen. „Denn das ist das Wesen der Anthroposophie, dass ihr eigenes Wesen in dem besteht, was des Menschen Wesen ist.

Rudolf Steiner beschreibt in seinen Vorträgen, z. B. in „Die Suche nach der neuen Isis, der göttlichen Sophia“, wie die Menschen durch die Hilfe der Sophia Christus in geistiger Gestalt (im Ätherischen) im Laufe des 20. Jahrhunderts wahrnehmen:

Nicht dadurch, dass von außen allein etwas eintritt, wird Christus im Laufe des 20. Jahrhunderts wieder erscheinen in seiner Geistgestalt, sondern dadurch, dass die Menschen jene Kraft finden, die durch die heilige Sophia repräsentiert wird. Es lag die Tendenz im Laufe der neueren Zeit darin, gerade diese Isiskraft, gerade diese Marienkraft, zu verlieren. Sie ist getötet worden durch all dasjenige, was im modernen Bewusstsein der Menschheit heraufgezogen ist. Und die neueren Bekenntnisse, sie haben zum Teil gerade die Anschauung über Maria ausgerottet. Das ist dasjenige, was gewissermaßen das Mysterium der modernen Menschheit ist: dass im Grunde genommen Maria-Isis getötet worden ist, dass sie gesucht werden muss, so wie Osiris gesucht worden ist drüben in Asien, gesucht werden muss in den weiten Himmelsräumen mit der Gewalt, die Christus in uns auslösen kann, wenn wir uns ihm im rechten Sinne hingeben.

Offensichtlich spricht Rudolf Steiner hier von der kosmischen Sophia, dem Wesen, das den Ägyptern als Isis bekannt war.

Isis-Sophia,
Des Gottes Weisheit,
Sie hat Luzifer getötet
Und auf der Weltenkräfte Schwingen
In Raumesweiten fortgetragen.

Christus-Wollen
In Menschen wirkend,
Es wird Luzifer entreißen
Und auf des Geisteswissens Booten
In Menschenseelen auferwecken
Isis-Sophia,
Des Gottes Weisheit.